Eine Revolution hat gerade begonnen. Die Bildung wandelt sich so tiefgreifend wie zuvor nur durch den Buchdruck oder die Schulpflicht. Internet und Big Data verändern das Lernen radikal. Wie radikal, lässt sich in den USA, Asien und Südamerika heute schon beobachten: Es geht dabei um weit mehr, als Schulen und Universitäten mit Tablets oder Smartboards auszustatten. An der Onlinehochschule Coursera studieren 15 Millionen Menschen, fast sechsmal so viele wie an allen deutschen Hochschulen zusammen; die Nachhilfevideos der Khan Academy wurden rund eine halbe Milliarde Mal abgerufen, ihr Gründer Salman Khan wurde der erste Popstar des digitalen Lernens; letztes Jahr flossen fast zwei Milliarden Dollar in Education-Technology-Start-ups. Die digitale Bildungsrevolution stellt auf den Kopf, wie wir lehren und lernen: weg von exklusiven Angeboten für wenige in der westlichen Welt, hin zu globalen Massenprodukten; weg vom Einheitslernen nach striktem Lehrplan, hin zur individuellen Förderung für jeden; weg vom Renommee der Eliteinstitutionen, hin zu den tatsächlichen Kompetenzen des Einzelnen. Das ist ein Angriff auf das Bildungsbürgertum, auf alte Eliten und etablierte Netzwerke. Viele von ihnen reagieren mit Abwehr und Verunsicherung. Manche sprechen gar von einem digitalen Tsunami, der das Bildungsideal Wilhelm von Humboldts zerstöre.